Kommen wir direkt zum Punkt: Die Enttäuschungen und die Sorgen nehmen zu. Erstens bleibt die Dynamik des Wirtschaftswachstums schwach. Während unser Szenario vom Jahresbeginn bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine klarere Erholung vorsah, wurden zaghafte Anzeichen für eine Belebung der Aktivität in China oder Europa durch die jüngsten Schlagzeilen zerschlagen.
Zweitens sind, dank der Tweets von US-Präsident Trump, die Kopfschmerzen wegen des Handelskriegs wieder da. Zölle an sich sollten die Wirtschaft nicht in eine Rezession drängen. Allerdings sind die damit verbundenen Unsicherheiten kontraproduktiv und begrenzen die Chancen für eine schnelle und deutliche Verbesserung im Konjunkturzyklus. Die Verschlechterung der Stimmung wird sich als Belastung und als eine Quelle der Volatilität bei risikoreicheren Anlagen erweisen, und zwar besonders an den Aktienmärkten.
Die kräftigen Renditen seit Jahresbeginn wurden vor dem Hintergrund einer akkommodierenderen US-Geldpolitik und der im Hinblick auf eine Verbesserung des Wachstums und eine Lösung der Zollsituation gehegten Erwartungen erzielt. Es ist allerdings schwierig, sich von der Nachhaltigkeit einer Marktrally begeistern zu lassen, die aus steigenden Bewertungen in einem Umfeld gedämpfterer Gewinne besteht. Mit anderen Worten, die Märkte sind sich wahrscheinlich selbst vorausgeeilt.
Glücklicherweise verschaffen uns der Mangel jeglichen Inflationsdrucks und die Kehrtwende der US-Notenbank zu Beginn des Jahres, zusammen mit einer für längere Zeit lockeren Geldpolitik in den Industrieländern, Unterstützung und Liquidität, besonders für die Anleihenmärkte.
Infolgedessen erscheint es uns recht offensichtlich, das Beta und die Volatilität zu reduzieren und, besonders nach den kräftigen Gewinnen seit Jahresbeginn, einige Gewinne im zyklischsten Teil der Aktienallokation mitzunehmen. Allerdings behalten wir etwas Carry im festverzinslichen Bereich bei, besonders in Schwellenländeranleihen in Hartwährung. Wie das Sprichwort sagt, der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.
_Fabrizio Quirighetti