Die wiederkehrenden Bedenken über mögliche Ursachen (z.B. Handelszölle) oder Symptome (z.B. die flachere Renditekurve) für eine Wende im US-Konjunkturzyklus sind in diesem Stadium durchaus legitim, aber immer noch verfrüht. Nach dem über Erwarten kräftigen Wachstum der letzten Quartale sind Enttäuschungen unvermeidlich. Es wird jedoch nicht zu einer richtiggehenden Rezession kommen – solange die Inflation im Rahmen bleibt und die Geldpolitik nicht allzu restriktiv ist. Der Grundsatz lautet, dass «der Zyklus stirbt, wenn ihn die Fed abschiesst», entweder durch einen geldpolitischen Fehler oder durch die Hand der Inflation.
Das Gleiche gilt für Europa: Angesichts der aktuellen Haltung der EZB und des Niveaus der Kerninflation sollten wir uns keine allzu grossen Sorgen über die schwache Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone machen. Bis zu einem gewissen Grad ist diese darauf zurückzuführen, dass die Produktion der Volkswirtschaften im Euroraum unter ihrem Potenzial liegt.
Die Binnennachfrage hat immer noch reichlich Aufholpotenzial. Nachdem somit absolut kein Anzeichen eines wirtschaftlichen Überschwangs zu erkennen ist, könnte eine längere Kontraktionsphase bevorstehen. Ermutigenderweise könnten die jüngsten Anzeichen der Stabilisierung der Wirtschaftsaktivität in der Eurozone in Verbindung mit dem passablen bis schwungvollen Wachstum in anderen Ländern auf dem Kontinent dazu beitragen, die Zuversicht nach dem italienischen Haushaltsdrama wiederherzustellen.
Damit bleibt noch China, wo die Regierung jetzt versucht, die im letzten Jahr angestossene Verlangsamung des Kreditwachstums abzumildern und indirekt zu korrigieren. Eine Bodenbildung der Aktivität in China, die immer noch möglich ist, sollte die Stimmung gegenüber Nicht-US-Aktien und insbesondere gegenüber Schwellenländerwerten verbessern.
Deshalb haben wir unsere wesentliche Ausrichtung nicht geändert und bevorzugen nach wie vor Aktien gegenüber Anleihen. Aktien der Eurozone und Japans wurden taktisch hochgestuft. Somit besteht unsere relative Präferenz für US-Aktien zwar weiter, wurde aber indirekt reduziert. Solange die Musik spielt, sollten wir weitertanzen.
_Fabrizio Quirighetti