Als Anleger in US-Aktien ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur natürlich, dass wir nach unserer Meinung zur aktuellen US-Regierung gefragt werden. Ungeachtet dessen, auf welcher Seite der politischen Kluft Sie stehen, und was Sie persönlich von Präsident Donald Trump und seiner Twitterei halten, ist es wichtig, in Bezug auf die Wirtschaftspolitik objektiv zu bleiben.
In dieser Hinsicht verlieh das Ende des letzten Jahres verabschiedete Steuerreformgesetz der Wirtschaft erneute fiskalische Impulse, obwohl wir uns in einer späten Phase im Konjunkturzyklus befinden. Der direkte Effekt der mathematischen Steigerung der Einnahmen ist zwar eingepreist, doch die sekundären Auswirkungen der Steuersenkungen sind unserer Meinung nach noch nicht ausreichend berücksichtigt. Diese Effekte zeigen sich in höheren Investitionen, einer Beschleunigung des BIP-Wachstums und einem steigenden Verbrauchervertrauen.
Darüber hinaus trägt die Deregulierung auf der Bundesebene ebenfalls zur Verlängerung des Konjunkturzyklus bei. Sie hilft den Unternehmen, Kosten zu senken und neue Projekte schneller umzusetzen. Aus diesen Gründen beurteilen wir die US-Wirtschaft nach wie vor positiv.
Die Ergebnisse der Zwischenwahlen führen nicht zu einer wesentlichen Änderung unserer Konjunkturprognose. Die Ergebnisse waren durchwachsen, da die Demokraten die Kontrolle über das Repräsentantenhaus übernahmen, während die Republikaner Sitze im Senat hinzugewannen. Angesichts der geteilten Regierung dürften weitere Steuersenkungen oder Ausgabenmassnahmen beschränkt bleiben, da ein politischer Kompromiss erforderlich wird, um Gesetze zu verabschieden. Für Anleihen könnte dies vorteilhaft sein, da sich die Wahrscheinlichkeit weiterer Steuersenkungen verringert hat, weshalb Anleihen am Morgen nach der Wahl an Wert gewannen. Wenn dieser Trend anhält, könnte dies unserer übergewichteten Position in Versorgern zugutekommen. Szenarien mit einer geteilten Regierung können für Aktien positiv sein, denn damit verringert sich das Risiko, dass die Märkte durch extreme oder unerwartete Massnahmen der Regierung belastet werden. Da in den nächsten zwei Jahren keine Steuersenkungen auslaufen und sich die Deregulierung fest in den Händen der Exekutive befindet, sind die wichtigsten Treiber unserer Meinung nach sicher. Falls Demokraten und Republikaner bei Infrastrukturinvestitionen oder Arzneimittelpreisreformen Bereiche finden, in denen ein Kompromiss möglich wäre, könnten Aktien mit Bezug zu diesen Themen davon betroffen sein. Zu diesen potenziellen Themen liegen aber kaum Details vor.
Abgesehen von der Regierung ist die Zentralbankpolitik ein weiteres heisses Gesprächsthema, und unserer Meinung nach ist die Geldpolitik heute wichtiger als die Fiskalpolitik. Als Reaktion auf das kräftige Wachstum und die niedrige Arbeitslosigkeit hat die US-Notenbank die Zinsen angehoben, und wir vermuten, dass sie die Schraube irgendwann zu stark anziehen wird. Nach restriktiven Stellungnahmen Anfang Oktober nimmt der Markt diese allzu starke Straffung mittlerweile vorweg, obwohl die Renditekurve in der Regel erst 18 Monate vor einer Rezession umkippt. Die Schuldenhöhe ist nach wie vor weltweit hoch. Deshalb werden sich die höheren Zinssätze irgendwann bemerkbar machen.
In der Regel folgen die Märkte der Richtung der Gewinne. Solange das BIP wächst und die Renditekurve aufwärts geneigt ist, sehen wir die Aussichten für die Gewinne und die Aktienrenditen deshalb als ermutigend an. Um die derzeit negative Marktstimmung zu ändern, müssten die Zentralbanken ihren restriktiven Ton jedoch abmildern.
Bei SYZ Asset Management ist unsere US-Aktienstrategie auf Mid Caps ausgerichtet, ein Bereich des Aktienmarktes, der häufig übersehen wird. Trotz der Vorliebe der Anleger für wachstumsstarke Small-Cap-Aktien und Large-Cap-Blue-Chips boten Mid-Cap-Aktien langfristig vorteilhaftere Risiko-Rendite-Merkmale als die grösseren und kleineren Marktsegmente.