Die Demonetisierung ist die jüngste wichtige Reform undwar möglicherweise für viele ein unvorhergesehenes Ereignis („Black Swan-Event"). Am 8. November gab Indiens Premierminister Narendra Modi bekannt, dass Geldscheine im Wert von 500 Rupien (der Gegenwert von USD 7,37) und 1000 Rupien (USD 14,74) ab 30. Dezember kein gesetzliches Zahlungsmittel mehr sein würden. Gleichzeitig kündigte er die Ausgabe von neuen 500- und 2000-Rupien-Scheinen im Tausch gegen die alten Banknoten an. Die offizielle Begründung lautete, dass damit die Schattenwirtschaft eingedämmt und der Nutzung von illegalen Bargeldgeschäften und Falschgeld zur Finanzierung von kriminellen Aktivitäten und Terrorismus ein Riegel vorgeschoben werden sollte. Die Inhaber von schätzungsweise 86% der gesamten im Umlauf befindlichen Menge an Rupien wurden aufgefordert, diese entweder gegen neue Banknoten zu tauschen oder bei Banken einzuzahlen. In einem Land, in dem 80% der Dörfer keine Bank haben, rief dies chaotische Zustände hervor. Es wurden massive Störungen des Geschäftsverkehrs gemeldet, da alltägliche Transaktionen unter einem dramatischen Bargeldengpass litten. Zyklische Sektoren erlitten im Zeitraum November bis Dezember einen Umsatzeinbruch von 40% im Vergleich zum Vorjahr. Positiv war jedoch, dass enorme Geldmengen bei Banken eingezahlt wurden, wodurch der Einlagenzins deutlich stieg. Ob damit in einem Land, in dem die Schattenwirtschaft etwa 20% des Gesamt-BIP von USD 2,1 Billionen ausmacht (nominal, 2016), auch Fortschritte bei den wesentlichen politischen Zielen erreicht werden, wie der Aufdeckung von Steuerhinterziehungen und der Bekämpfung von Bestechung, Falsch- und Schwarzgeld, bleibt abzuwarten.
Eine wichtige, im Jahr 2017 erwartete Reform ist die Umstrukturierung der allgemeinen Umsatzsteuer (GST). Damit soll das veraltete Durcheinander verschiedener Steuern auf mehreren Ebenen in den indischen Bundesstaaten beseitigt werden. Wir sehen dies als positiven Schritt. Eine standardisierte Steuerregelung reduziert bürokratische Fußangeln und erleichtert die Geschäftstätigkeit in Indien. Mit einer umfangreicheren Abdeckung inländischer Aktivitäten durch eine einheitliche Steuer kann die indische Regierung mehr fiskalische Kapazitäten für nötige Entwicklungsprojekte aufwenden.
Ein weiteres strukturelles Reformprogramm, an dem die Regierung derzeit arbeitet, ist ein neues Unternehmensinsolvenzgesetz, das es den Banken erleichtert, Zahlungen auf notleidende Kredite von angeschlagenen Unternehmen einzutreiben. Idealerweise sollte dieser Schritt das Kreditwachstum abstützen.