Vor einem Jahr bejubelten ihn die Anleger als Retter des kleinstädtischen Amerika – alle sprachen von der Wiederbelebung der US-Industrie und amerikanischen Jobs für amerikanische Bürger. Die Stimmung stieg, ebenso wie die Kurse von Small-Cap- und Bankenaktien. Trump selbst forderte wiederholt und lautstark die Aufhebung und Ersetzung von Obamacare sowie eine Steuersenkung, während er den Amerikanern ein Infrastrukturpaket im Umfang von 1 Billion US-Dollar versprach. Was ist tatsächlich geschehen? Obamacare ist immer noch in Kraft, und die Debatte über die Steuerreform hat gerade erst begonnen. Und um das Versprechen, die US-Infrastruktur zur besten der Welt zu machen, ist es ebenfalls auffällig still geworden.
Die US-Wirtschaft brummt jedoch weiter munter vor sich hin und der S&P 500 stieg sieben Monate in Folge und markierte seit Jahresbeginn über 50 neue Höchstwerte. Hat Trump irgendetwas mit dem Feuerwerk an der Wall Street und dem soliden Wachstum der US-Wirtschaft zu tun? Nicht viel. Der sogenannte „Trump Trade“ hat sich in den ersten acht Monaten des Jahres völlig umgekehrt, ein Zeichen für die allgemeine Enttäuschung der Anleger über die bisherige Präsidentschaft von Donald Trump.
Es stimmt zwar, dass die Aussicht auf Steuersenkungen die Reflationsgeschäfte seit September etwas belebt hat. Man kann allerdings einwenden, dass ein möglicher Erfolg im Hinblick auf die US-Steuerreform mit oder ohne Trump zustande kommen könnte. Angesichts der Halbzeitwahlen im Jahr 2018 steht die Republikanische Partei – die die Kontrolle über das Repräsentantenhaus und den Senat hat – unter einem enormen Druck, zumindest ein Vorzeigegesetz zu verabschieden. Aufgerüttelt durch diesen Zwang könnte die „Grand Old Party“ endlich ihre Differenzen überwinden und einen Gesetzentwurf durchbringen. Trump sorgt größtenteils nur für Wirbel – das allerdings sehr laut.